Taipei 101
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Taiwans neue Energiepolitik: Klimaschutz und Atomausstieg mit Hilfe des Ausbaus Erneuerbarer Energien

Von Hans-Josef Fell

Mit dem Regierungswechsel 2016 durch Präsidentin Tsai Ing-Wen änderte sich in Taiwan auch die Klima- und Energiepolitik. Klimaschutz, Atomausstieg und Ausbau der Erneuerbare Energien stehen nun im Mittelpunkt der neuen Regierungslinie.

Vorgänger Präsident Ma hatte zu lange an der alten Energiepolitik mit Atomkraft und klimaschädlichen fossilen Energieträgern festgehalten. Dabei wurde schon unter der ersten DPP- Regierung von Chen Shui Bian der Atomausstieg angestrebt.

Präsidentin Tsai Ing-Wen hatte den Atomausstieg in der letzten Wahl zum Thema gemacht und versprach, den jahrelangen mehrheitlichen Wunsch der Taiwaner zu einem Atomausstieg nach deutschem Vorbild umzusetzen. Im Januar 2017 wurde dann das Gesetz verabschiedet, wonach die drei Atomkraftwerke bis 2025 abgeschaltet werden müssen. Gleichzeitig soll der Anteil der Erneuerbare Energien an der Stromversorgung von heute etwa 4 Prozent auf 20 Prozent gesteigert werden.

Eine kluge Entscheidung, die nicht nur die Sicherheit vor Atomunfällen erhöht, sondern insbesondere dem zu 98 Prozent von ausländischen Energielieferungen abhängigen Industrieland eine größere Energiesicherheit mit heimischen Energien bescheren wird. Im Mittelpunkt steht der Ausbau der Solarenergie, die die starke Solarindustrie Taiwans bisher nur für den Export nutzte aber kaum im eigenen Land einsetzte. Aber auch Offshore-Windenergie steht im Focus der Regierung. Noch unterbelichtet im Regierungsprogramm sind trotz erheblicher Potentiale die Geothermie, Onshore-Windenergie, Bioenergien und Wellenenergie an den langen Küsten Taiwans.

In Verantwortung für den globalen Klimaschutz hat Taiwan eine CO2-Emissionsreduktion von 50 Prozent bis 2050 beschlossen und damit die völlig unzulänglichen Ziele der Vorgängerregierung verstärkt. Allerdings muss auch Taiwan diese Ziele weiter deutlich verschärfen und versuchen bis 2030 eine Beendigung aller Emissionen zu erreichen, wenn das in Paris beschlossene Ziele von maximal 2°C Erderwärmung erreicht werden soll. Auch Taiwan leidet heute schon erheblich unter der Erderwärmung: immer schlimmer werdende Taifune, Überschwemmungen und der Meeresspiegelanstieg werden an der dicht besiedelten Westküste immense Schäden bereiten. Daher ist Taiwan gut beraten, die Erderwärmung nicht mit weiteren erheblichen CO-Emissionen bis 2050 noch zusätzlich zu befördern.

Eine Umstellung der gesamten Energieversorgung Taiwans auf 100 Prozent Erneuerbare Energien wäre damit die entscheidende Strategie, so wie es über 50 Staaten dieser Erde bereits beschlossen haben. Mit seiner starken Industrie für Solarenergie, Batterien, E-Mobilität ist Taiwan bestens aufgestellt, um dies in 20 Jahren auch zu erreichen. Heute schon sind die Erneuerbaren Energien wesentlich billiger als konventionelle fossile Energien. Die Energy Watch Group hat schon für viele Staaten aufgezeigt, dass eine Vollversorgung mit 100 Prozent Erneuerbarer Energien bei voller Versorgungssicherheit nicht nur machbar, sondern auch ökonomisch vorteilhaft ist. Dies gilt auch für Taiwan. Die Politik von Präsidentin Tsai Ing-Wen hat den Grundstein gelegt, das Ziel einer Vollversorgung mit 100 Prozent Erneuerbare Energien zu schaffen.

Hans-Josef Fell, von 1998 bis 2013 Mitglied des Deutschen Bundestages und dort Mitglied der Freundesgruppe Taiwan, ist Präsident der Energy Watch Group. Seit 2000 beriet er in Konferenzen und Gesprächen Parlament und Regierung Taiwans, insbesondere auch im persönlichen Gespräch mit der damaligen Präsidentschaftskandidatin Tsai Ing-Wen.

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