Botschafter-Gespräch im Pestana-Hotel
BOTSCHAFTER-GESPRÄCH im Pestana-Hotel

„In Europa ist Deutschland unser erster Partner“

Von Rainer Schubert

Küste, Kordilleren, Galapagos, die größte Biodiversität der Erde – wohl auf wenige Länder trifft die Vielfalt der Natur so zu wie auf Ecuador. Und diese natürlichen Ressourcen sind in Gefahr. Im BOTSCHAFTER-GESPRÄCH sprach BUSINESS & DIPLOMACY mit Dr. Diego Morejón-Pazmino, Botschafter der Republik Ecuador, ermöglicht mit Unterstützung des Pestana Hotels Berlin Tiergarten und Jaguar Land Rover Diplomatic Sales.

Die Umweltrisiken werden durch Bergbau, vor allem die Erdölförderung verursacht. Spektakulär ist der umfangreiche Rechtsstreit, mit dem Ecuador gegen den Ölkonzern Chevron-Texaco den bis dahin höchsten Schadensersatz im Umweltrecht von 9,5 Milliarden US-Dollar erstritt. Trotz schwerer Durchsetzbarkeit dieser Forderung betonte der Botschafter die Bedeutung des Falles, denn Ecuador habe dadurch 2014 eine Resolution beim UNO-Menschenrechtsrat erwirkt, die ein internationales Abkommen zum Schutz der Menschenrechte gegenüber transnationalen Unternehmen vorsieht.

Den auf einer Ölblase sitzenden fast, 10.000 Quadratkilometer großen Yasuní-Nationalpark, einen der artenreichsten weltweit, zu schützen, indem die Staatengemeinschaft statt für Rohöl für den Umweltschutz an Ecuador zahlt, war leider nicht erfolgreich, wie Botschafter Morejón einräumte. Man setzt jetzt auf erneuerbare Energien, „weil in Ecuador 345 Tage im Jahr die Sonne scheint, zwölf bis 14 Stunden am Tag. Wind haben wir genug, zwölf Meter pro Sekunde im Durchschnitt. Wir haben jede Menge Wasser“, warb der Botschafter. Und: „In Europa ist Deutschland unser erster Partner“, ermunterte er mehrfach zu Investitionen. Es gehe vor allem um Investitionen in Infrastruktur. Dr. Morejón hob deren Verbesserung während der Regierungszeit Präsident Correas seit 2007 hervor: „Jetzt haben wir bezahlbare Elektrizität, acht Wasserkraftwerke wurden gebaut, wir haben Bildung geschaffen.“ Hinzu kommen bessere Straßen und die Wiederherstellung des Eisenbahnnetzes. Dieser Kurs werde durch den am 2. April 2017 mit 51 Prozent der Stimmen gewählten neuen Präsidenten Lenín Moreno fortgesetzt.

Seine reiche Natur macht das Land am Äquator für den Tourismus attraktiv: die einmalige Flora und Fauna der Galapagosinseln, 1000 Kilometer vor der Küste, Pazifik und Berge, deren höchster mit 6310 Metern der Chimborazo ist. Eisenbahnfreunde erschließen sich das Andenland ab Quito über atemberaubende Strecken mit dem Tren Crucero. Nicht umsonst heißt der Tourismus-Slogan „All you need is Ecuador“. Vielleicht hätte Alexander von Humboldt, 1802 Erstbesteiger des Chimborazo, ähnliches gesagt.

Die Spuren Deutschlands sind tiefer als man annimmt. „Es ist bewundernswert, dass es in Ecuador mit 16 Millionen Einwohnern drei deutsche Schulen gibt, in Quito, Guayaquil und Cuenca“, stellte der Abiturient der 1917 gegründeten Schule in Quito fest. Bei dem Abiturienten hat es Spuren hinterlassen: seit Beginn seiner diplomatischen Karriere 1985 sind bis jetzt 14. Dienstjahre in Deutschland zusammengekommen.

 

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