Prinz Dr. Asfa-Wossen Asserate
Michael Ropers, Prinz Dr. Asfa-Wossen Asserate

Zukunftskontinent Afrika

Von Rainer Schubert

„Afrika sitzt auf den Koffern“, zitierte Prinz Dr. Asfa-Wossen Asserate aus seinem Buch „Die neue Völkerwanderung“ vor zahlreichen Wirtschaftsvertretern in Berlin und spielte damit deutlich auf die Flucht, ja geradezu Völkerwanderung an, die sich von Süden unablässig gen Norden Richtung Europa bewegt.

„Afrika neu denken“ war daher folgerichtig sein Vortrag Ende Februar beim Foreign Policy Business Lunch des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) überschrieben. Krieg, Krisen, Katastrophen, Kapitalflucht und Korruption seien die Stichwörter, über die der afrikanische Kontinent häufig wahrgenommen werde. Doch das Potenzial werde zu wenig und erst langsam wahrgenommen. Mit 54 Ländern, zahlreichen Religionen und bald 2000 Sprachen bedeutet Afrika zuallererst Vielfalt. Hinzu kommt ein immenser Rohstoffreichtum, was sicherlich häufig ein Anlass für Probleme und Unordnung ist – man denke an die oben genannten K-Wörter. Aber die steigende Nachfrage nach Rohstoffen biete auch Lösungen, indem sie für Aufschwung sorgen.

Mit schieren Zahlen verdeutlichte der äthiopische Prinz, dem Afrika am Herzen liegt, die Bedeutung des Kontinents, dessen Bevölkerung sich bis 2050 auf 2, 5 Milliarden Menschen verdoppeln wird und die gegenwärtig schon zur Hälfte jünger als 18 Jahre ist. Es sei daher eine gesamteuropäische Aufgabe, die Wirtschaft Afrikas zu fördern, und Asserate erinnerte an eine Aussage des Bundesministers für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Gerhard Müller, dass wenn man Märkte nicht öffne, zwar nicht die Waren, dafür aber die Menschen kommen. Nicht zuletzt EU-Subventionen tragen dazu bei.

Wichtiger Entwicklungsträger sind die Frauen, denen durch Mikrokredite unternehmerische Selbständigkeit ermöglicht wird. Oder: die Hälfte der gegenwärtigen Regierungsmitglieder Äthiopiens sind Frauen. Deutlich wird dies auch hierzulande: in den Botschaften Afrikas ist der Anteil weiblicher Diplomaten und Missionschef höher als bei den Vertretern anderer Kontinente. Man unterschätze auch nicht das Entwicklungspotenzial von Mobiltelefonen: 900 Millionen Afrikaner besitzen eines, um damit nicht nur zu kommunizieren, sondern auch Geschäfte abzuwickeln.

Zur Verbesserung der Lebensverhältnisse, so Prinz Wossen-Asserate, sei Bildung dringend erforderlich. Wenn zurzeit 60 Prozent der Afrikaner arbeitslos sind, gelte es vor Ort Arbeitsplätze zu schaffen. Allein die Landwirtschaft bietet ein Riesenpotenzial: 60 Prozent der weltweit noch nicht bewirtschafteten Agrarfläche befindet sich in Afrika.

China hat, wie längst bekannt, das Potenzial Afrikas erkannt. Innerhalb von zwanzig Jahren hat sich sein Handel mit dem schwarzen Kontinent verzweihundertfacht. Bekannt ist aber, dass dies mitunter mit ausbeuterischen Tendenzen einhergeht. Allein dies muss als ein Aufruf an die deutsche Wirtschaft verstanden werden, zu investieren, die bislang mit nur einem Zehntel so viel Unternehmen präsent sind wie die Volksrepublik. Hierbei, so der Aufruf Wossen-Asserates, seien Prinzipien zu beachten. Entwicklungshilfe müsse vollständig bei denen ankommen, für die sie gedacht sei. Der Buchautor und Unternehmensberater erinnerte damit an eine Aussage des britischen Wirtschaftsnobelpreisträgers Angus Deaton, wonach dies bislang nur für zwei Drittel der Entwicklungsgelder zutreffe. Rechtsstaatlichkeit, beschwor der Redner die Zuhörer, sei das Gebot für den langfristigen Aufschwung Afrikas, als Voraussetzung für Vertrauen und Zuverlässigkeit, das Unternehmer benötigen. Das „Appeasemant“ gegenüber Diktatoren und Potentaten müsse ein Ende haben. Es bedeute einen Verrat an den universellen Werten der Menschheit.

Nur Austausch, in beide Richtungen, führe weiter, denn er gehöre zum kulturellen Bestandteil der Menschheit. Zur Vielfalt, setzte Prinz Asfa Wossen-Asserate dem Abschottungsgerede entgegen, könne Afrika unendlich viel beitragen.

 

Foto: Michael Ropers, Vorsitzender des VBKI-Ausschusses Internationale Politik und Wirtschaft; Prinz Dr. Asfa Wossen-Asserate

Bildrechte: VBKI/ Businessfotographie Inga Haar

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