Am 19. Juni 2025 fand die 1. Norddeutsche Wirtschaftskonferenz Afrika statt.
Vor dem Hintergrund, dass Afrika derzeit als eine der dynamischsten und am schnellsten wachsenden Wirtschaftsregionen der Welt angesehen wird, fand diese von den Industrie- und Handelskammern Norddeutschlands sowie dem Wirtschaftsnetzwerk Afrika der Germany Trade & Invest (GTAI) organisierte Konferenz im IHK-Gebäude in Hannover statt.
Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, die Handelsbeziehungen mit Afrika zu stärken. Prioritäten sind die Vertiefung der wirtschaftlichen Kooperation sowie die Förderung des Engagements deutscher Unternehmen in Afrika.
Die Organisatoren der Konferenz sehen Afrika als einen Kontinent, der große Chancen für Unternehmen bietet, „die ihre globalen Lieferketten diversifizieren und neue Märkte erschließen möchten. Der unterschätzte Nachbarkontinent gewinnt geopolitisch zunehmend an Bedeutung und rückt als Wirtschafts- und Handelspartner immer stärker in den Fokus. Neben seinem wirtschaftlichen Potenzial zeichnet sich Afrika durch eine große kulturelle und wirtschaftliche Vielfalt aus. Erfolgreiche Geschäftsbeziehungen erfordern daher nicht nur gute Marktkenntnisse, sondern auch ein tiefgehendes Verständnis für lokale Gegebenheiten und ein langfristiges Engagement“.
Die 49 Referenten inkl. der Moderatoren und Panel-Teilnehmer der Plenumsveranstaltungen und meist parallel laufenden Paneldiskussionen boten den Konferenzbesuchern ein reichhaltiges Programm, das alle Facetten der Investitionsmöglichkeiten für deutsche Unternehmer umfasste. Die ganztägige Veranstaltung war bereits seit Mitte Mai ausgebucht - starkes Anzeichen für das große Interesse für Themen wie Fachkräftegewinnung, Innovation und Technologie, erneuerbare Energien, grüner Wasserstoff, Landwirtschaft, Handel, Logistik, Automotive, Finanzierung, u.v.m. Auch Themen wie Förderprogramme, Finanzierungsmöglichkeiten und Markteintrittsstrategien wurden ausführlich diskutiert. Thomas Schäfer, Vorsitzender der Subsahara-Afrika Initiative der Deutschen Wirtschaft (SAFRI), kann auf lange Jahre Afrika-Erfahrung zurückblicken. Er schildert das Riesenpotenzial des Kontinents. „Bis 2050 kommt jeder dritte Mensch aus Afrika. Afrikanische Staaten müssen als Partner auf Augenhöhe betrachtet werden. Deutsche Investoren sollten vor Ort ausbilden, produzieren und investieren“, meint er und weist auf die neue Afrika-Strategie der neuen Bundesregierung hin. Weitere Aussagen sind: „Derzeit gehen nur ein Prozent der deutschen Direkt-Investitionen nach Afrika. Hinsichtlich wichtiger Rohstoffe, z. B. seltene Erden, sollten neue Partnerschaften aufgebaut werden. Mut ist gefragt. Bei der Finanzierung braucht es neue Wege. Schon seit Jahren ist die Digitalisierung in vielen afrikanischen Ländern weit fortgeschritten. Deutschland könnte da viel lernen. IT-Outsourcing nach Afrika wird immer interessanter. Gerade für den Mittelstand gibt es viele Chancen. Wir brauchen in der Politik eine Afrika-Wende – jetzt!“
Besonderes Interesse fanden die Erfahrungsberichte deutscher Unternehmer, die bereits viele Jahre erfolgreich in Afrika tätig sind. Sie alle loben die pulsierenden Märkte, die wachsende Mittelschicht und damit die wachsende Nachfrage in vielen der 54 vielfältigen Länder des Kontinents. Immer wieder gibt es Hinweise auf Erfolgsfaktoren: „Man braucht starke Geschäftspartner vor Ort, z. B. für den Erhalt von Importlizenzen und den Aufbau des wichtigen Netzwerks mit den lokalen Behörden, viel Geduld und einen langen Atem“.
Stella Mokaya Orina, Botschafterin der Republik Kenia, glänzte als Panelteilnehmerin der Talk-Runde „Inside Africa“ und nutzte die Gelegenheit, die Vorzüge ihres Landes zu preisen, als Tor nach Ostafrika mit seinem großen Hafen in Mombasa und einer guten Infrastruktur im Land. Nairobi gilt als Business-Hub, ist Heimat des einzigen UN-Hauptquartiers im globalen Süden und Ort internationaler Konferenzen zum Thema künstliche Intelligenz. Es gibt Reformen, und Investoren werden überall gebraucht. Von den gut ausgebildeten Arbeitskräften im Land konnten sich schon die Besucher des German African Business Summit (GABS) 2024 in Nairobi ein Bild machen. „Inside Africa“- Moderator Heiko Schwiderowski von der DIHK fragt nach Empfehlungen seiner Talk-Runde aus afrikanischen Entscheidungsträgern an die neue Afrika-Strategie der neuen Bundesregierung und bekommt folgende Anregungen: Die deutsche Regierung sollte deutsche Unternehmen zu Investitionen in Afrika auffordern (Namibia). Der Fachkräfte-Austausch sollte gefördert werden (Südafrika). Investitionen in erneuerbare Energien (Wind, Solar - wegen des großen Knowhows in Deutschland) und globale Finanzanlagen sind gefragt (Kenia).
Die Podiumsdiskussion zum Thema „Fachkräftemangel“ mit drei Vertretern deutscher Unternehmen brachte interessante Erkenntnisse: Übereinstimmend berichteten die Unternehmer, dass sie trotz intensiver Suche in Deutschland keine neuen Mitarbeiter fanden. Also hatten sie die Idee, die Suche nach Afrika auszudehnen. „Inzwischen sind die Mitarbeiter aus Afrika gut integriert, sprechen gut Deutsch und sind eine Bereicherung fürs Unternehmen“.
Großen Anklang fanden die individuellen Beratungsgespräche, die vorher verabredet worden waren. Folgende Liste der Institutionen und deren jeweilige Spezial-Themen hatte die IHK Hannover rechtzeitig bekannt gegeben:
Deutsche Industrie- und Handelskammer für das südliche Afrika (AHK Südafrika): Aktuelle Wirtschaftslage im südlichen Afrika, Markteinstieg, Geschäftspartnervermittlung (Beratungsgutschein Afrika)
Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft e.V.: Markteinstieg, Netzwerk, Expertise
Agentur für Wirtschaft und Entwicklung (AWE): Nachhaltige Geschäftsmodelle, Finanzierung & Förderung, Beratung & Netzwerke
Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG): Finanzierung, Mittelstand, Wettbewerbsfähigkeit
Import Promotion Desk (IPD): Beschaffung, Lieferantenprüfung, Direkthandel
PwC Investitionsgarantien des Bundes (Mandatar des Bundes für Investitionsgarantien): Direktinvestitionen, politische Risiken, Finanzierung
Euler Hermes AG: Exportförderung, Exportkreditgarantien, Risikoabsicherung, Exportfinanzierung
Hannoversche Volksbank eG (starke genossenschaftliche Gruppe, regional verwurzelt – global aufgestellt): Exportfinanzierung
DZ BANK AG (Genossenschaftliche Zusammenarbeit mit Volks- und Raiffeisenbanken): Risikoabsicherung im internationalen Geschäft, Netzwerk zu Auslandsbanken
Germany Trade and Invest (GTAI): Angebote des Wirtschaftsnetzwerkes Afrika des Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (Beratungsgutscheine Afrika, Branchenexperten, German Desks) - Internet: www.africa-business-guide.de
AHK-Afrikabüro, Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK): Markteinstieg, Geschäftspartnervermittlung, Informationsbereitstellung
Senior Expert Service, GSE Global Mobility: Branchenspezifische Vorbereitung auf Zielmärkte, Beratung-Training-Coaching für Entsendungen & Geschäftsanbahnungen
Namibia Investment Promotion and Development Board: One Stop Shop Dienstleistungen zur Erleichterung des Markteintritts in Namibia.
Wie geht es weiter mit der Norddeutschen Wirtschaftskonferenz Afrika? In Zukunft wird sie rotierend bei den IHKs Norddeutschlands stattfinden. „Für die zweite Konferenz geben wir den Staffelstab an die Handelskammer Hamburg“, so Tilman Brunner, Leiter Abteilung International der IHK Hannover.
Text und Fotos: Barbara Schumacher
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