Medienkongress der freien Presse 2024
Medienkongress des MVFP 2024

Medien in Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung und fortschreitender KI-Evolution

Medienkongress der freien Presse 2024

Von Svetlana Alexeeva

 

Der Medienkongress des MVFP, der vor der beeindruckenden Kulisse des Spreeufers in Berlin stattfand, war erneut ein Magnet für Brancheninsider und zog rund 350 Teilnehmer an. „Mit über 7.000 Medienangeboten der Publikums-, Fach- und konfessionellen Presse – gedruckt und digital – ist die freie Presse ein Vertrauensanker für Menschen bei der Informationsbeschaffung und Meinungsbildung.“, hob Stephan Scherzer, MVFP-Bundesgeschäftsführer, die Bedeutung der freien Presse hervor. Das traditionelle Flaggschiff-Event ist stets eine wichtige Plattform, um die eigene Branche zu verorten und sich über den Zustand der Pressefreiheit sowie aktuelle Trends in der Presse- und Verlagsbranche auszutauschen. Dies geschah in Fachforen und Diskussionsrunden mit Verlegern und Chefredakteuren, befeuert durch Impulse, darunter von Philipp Welte, Vorstandsvorsitzendem des MVFP und Vorstand von Hubert Burda Media, oder Udo Di Fabio, Richter des Bundesverfassungsgerichts a. D. Die Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt hielt eine politische Keynote. Angesichts der 2024 bevorstehenden Wahlen formulierten die Verleger zudem Forderungen an die Politik auf Europa-, Bundes- und Landesebene in einem Memorandum zur Lage der freien Presse.

MVFP-Forum "Journalismus im Superwahljahr"
Forum "Journalismus im Superwahljahr"

Allensbach-Umfrage: Große Mehrheit will Fakten und Meinungspluralismus

Eine lebhafte Diskussion entfaltete sich über die Rolle der Medien in Zeiten gesellschaftlicher Polarisierung. Die inhaltliche Grundlage hierfür bildeten Ergebnisse einer für den MVFP erstellten Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach (IfD), die von Renate Köcher, IfG-Geschäftsführerin, präsentiert wurden. Die Allensbach-Umfrage offenbart eine deutliche Präferenz der Bevölkerung für belastbare Fakten und Meinungspluralismus in den Medien. Die Befragten betonen die Wichtigkeit einer faktenorientierten Berichterstattung und möchten eine Bewertung von Fakten selbst vornehmen. Die Nähe zu den Bürgern, verstanden als eine Ausrichtung an den realen Bedürfnissen der Menschen, spielt ebenfalls eine große Rolle. Darüber hinaus besteht der Wunsch nach einer ausgewogenen Berichterstattung, die sich nicht ausschließlich auf die Bedürfnisse der Minderheiten konzentriert. Insgesamt wünschen sich die Menschen einen qualifizierten Journalismus, der verschiedene Perspektiven einbezieht, die Urteilsbildung dem Leser überlässt und einen sachlichen, qualifizierten und respektvollen Diskurs. Dies spiegelt ein klares Mandat für die Medien wider, gerade in polarisierten Zeiten Vielfalt und Faktentreue zu wahren und gleichzeitig die Nähe zum Bürger nicht aus den Augen zu verlieren.

Künstliche Intelligenz revolutioniert journalistische Arbeit

Der digitale Wandel und der Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) in den Medien bleiben für die Medienwirtschaft hochrelevant. Stephan Scherzer wandte sich mit einem Apell an die Politik, Gesetzgeber und Behörden, die Frage der Pressefreiheit keinesfalls den Digitalmonopolen zu überlassen. Schlimmstenfalls könnten diese sogar zum größten Zensor werden. Die Politik müsse für digitale Plattformen mit Medienvertrieb zudem sicherstellen, dass alle Publikationen einen diskriminierungsfreien Zugang zur Leserschaft erhalten und faire Finanzierungschancen haben. Juan Señor, Präsident von INNOVATION Media Consulting, stellte zentrale Aussagen des Global AI Report 2024 "AI in Media" in einem Impuls vor. Generative KI bringt demzufolge zwei wesentliche Effekte mit sich, nämlich Produktivität und Geschwindigkeit. Als Co-Pilot kann KI die Effizienz  im Journalismus erheblich steigern, wobei der Grundsatz "Human first, human last" stets gelten sollte.

Juan Señor, INNOVATION Media Consulting
Impuls von Juan Señor, INNOVATION Media Consulting, über AI in Media

Holger Schmidt, Redaktionsleiter für Newsletter & Verticals bei der FAZ, betonte die wachsende Relevanz von KI-Kompetenzen in der journalistischen Praxis. Es sei wichtig, mit den fortschreitenden Entwicklungen der KI-Technologie Schritt zu halten und mit jeder weiteren KI-Welle mitzuschwimmen. Die Dynamik der aktuellen KI-Revolution sollte nicht unterschätzt werden.

ChatGPT 5: Neue KI-Dimension

Dies wird vermutlich besonders mit Blick auf ChatGPT 5 der Fall sein, dessen Einführung von OpenAI für den Sommer 2024 geplant ist. Es könnte einen Wendepunkt in der Evolution der Künstlichen Intelligenz markieren. Die Erwartungen sind hoch, von erhöhter Präzision und Zuverlässigkeit in den Antworten bis hin zu KI-Co-Piloten. Solche KI-basierten Assistenzsysteme sollen in der Lage sein, Aufgaben ohne menschliches Zutun zu erledigen, was einen signifikanten Fortschritt gegenüber den Vorgängerversionen darstellen würde. Damit könnte ChatGPT 5 nicht nur für Enthusiasten generativer Technologien, sondern auch für die breite Öffentlichkeit von Bedeutung sein und dadurch die gesellschaftliche Akzeptanz und das Verständnis für KI fördern. Die Spannung steigt, und die Implikationen für die Interaktion zwischen Mensch und Maschine sowie die Zukunft der Technologie könnten tiefgreifend sein.

 

Svetlana.Alexeeva@digital-insight.de

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